Die Entwicklung und Geschichte der Gebäudereinigung

Wie alles anfing …

Mit der Urbanisierung vor 50.000 Jahren begann der Mensch mit dem Reinigen seiner häuslichen (Höhle) Umgebung.

In Höhlen fand man Sammelstellen für Unrat, meist Knochen erlegter Tiere.

Die ersten Reinigungskräfte …

Schon die Römer, Griechen und Ägypter hielten sich „Reinigungspersonal“, um ihre Häuser/Villen nicht selbst reinigen zu müssen.

In späteren Zeiten hieß es dann Dienstpersonal, das es heute noch gibt.

Die ersten Selbstständigen …

1650
Nach dem 30-jährigen Krieg, zogen Selbsttätige mit ihren Pferdewagen – die sogenannten „Wand- und Wagenwäscher“ – durch Norddeutschland und reinigten mit Sand, Wasser und Wurzelbürsten Fassaden.

Der professionelle Beginn …

1863
Der belgische Chemiker und Unternehmer Ernest Solvay schafft mit seiner Entwicklung des sogenannten Solvay-Verfahrens (auch Ammoniak-Soda-Verfahren) die Grundlage für die kostengünstige Glasproduktion.

1878
Das erste Glasreinigungsunternehmen auf dem Boden der heutigen Bundesrepublik Deutschland wird von dem Franzosen Marius Moussy mit dem Namen „Französisches Reinigungsinstitut“ in Berlin gegründet. Ab diesem Zeitpunkt wächst das Glasreinigungsgewerbe stetig und bis Ende des 19. Jahrhunderts kommen weitere Tätigkeitsfelder wie die Fassadenreinigung, Holzboden- und Parkettreinigung, Unterhaltsreinigung, Verkehrsmittelreinigung, Wach- und Schließdienste sowie die Trottoir- und die Straßenreinigung hinzu.

1883
Der ehemalige Akquisiteur von Marius Moussy, Robert Staehr machte sich mit dem Reinigungsinstitut Steahr und Co. selbstständig, welches sich schnell zum ersten Großunternehmen mit Niederlassungen u. a. in London, Wien, Breslau und New York entwickelt. Zu Hochzeiten vor dem Ausbruch des 1. Weltkriegs arbeiteten ca. 1.500 Beschäftigte für Robert Steahr.

1888
In Frankfurt am Main wird die erste Fassade mittels einer mechanischen Leiter gereinigt.

Verbandsgründung …

1901
Die Unternehmer gründen ihren „Verband der Reinigungs-Instituts-Unternehmer Deutschlands“ (kurz VRUD). Initiator ist der Verleger Ernst Kelterborn, der auch gleich das erste Fachblatt „Internationales Centralblatt für Reinigungsinstitute und verwandte Geschäftszweige“ herausgibt. Zu diesem Zeitpunkt gibt es schon circa 1.000 Glasreinigungsinstitute in Deutschland.

Der erste Öffentliche Auftrag …

1905
Der Magistrat der „Königlichen Haupt und Residenzstadt München“ beauftragt als erste öffentliche Instanz ein Reinigungsinstitut mit der täglichen Reinigung eines Schulgebäudes.

Entwicklung während des 1. Weltkriegs …

1914–1918
Während des 1. Weltkriegs werden fast alle männlichen Erwerbstätigen des Reinigungsgewerbes zum Heer eingezogen oder zur Arbeit in rüstungswirtschaftlich wichtigen Unternehmen verpflichtet. An ihre Stelle treten die Frauen, die als Betriebsleiterinnen und Glasreinigerinnen arbeiten.

Von der Innungsgründung bis zur Anerkennung des Gebäudereinigerhandwerks …

1921
In Hannover gründet sich die erste Innung für das Glasreinigungsgewerbe.

1929
Der Reichsverband der Glas- und Gebäudereiniger-Innungen wird gegründet, zu dessen 1. Vorsitzendem Clemens Kleine gewählt wird. Dieser hat bereits ein Jahr zuvor das erste Fachbuch für das Gewerbe des Gebäudereinigers herausgegeben.

1933
Mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten wird das Handwerk durch die Einführung der Pflichtinnungen neu geordnet. Alle Handwerker sind verpflichtet, einer Innung beizutreten.

1934
Die Regierung gibt ein Verzeichnis der Gewerbe heraus, für die diese Bestimmung gilt. Hier sind auch die Gebäudereiniger aufgeführt und damit werden diese erstmals als Vollhandwerk anerkannt. Der Vorstand der Innung, welche gleichgeschaltet werden, muss in der Mehrheit aus Mitgliedern der NSDAP bestehen. Der Reichsverband, der Glas- und Gebäudereiniger-Innung, wurde, nach der reichsweiten Anerkennung als Handwerk, aufgelöst. Mit der Anerkennung des Berufes des Gebäudereinigers als Handwerk werden Gebäudereiniger und Meister ausgebildet.

Entwicklung während des 2. Weltkriegs …

1939–1945
Nahezu alle Männer müssen entweder an der Waffe oder in den Unternehmen der Rüstungsindustrie ihren Kriegsdienst leisten. Frauen werden – ähnlich wie während des 1. Weltkriegs – wieder vermehrt in die Reinigung aufgenommen, dürfen aber keine Reinigungen auf öffentlichen Straßen ausführen. Der Luftkrieg führt zur Zerstörung zahlreicher Gebäude. Viele Betriebe stellen hierauf ihre Tätigkeit ein.

Entwicklung nach dem Zweiten Weltkrieg …

Nach dem Zweiten Weltkrieg teilt sich Deutschland in die West- und die Ostzone. Nach der Gründung von DDR und BRD verläuft auch die Entwicklung des Gebäudereinigers unterschiedlich.

Entwicklung in Ostdeutschland …

1946
Alle Organisationen des Handwerks, mit Ausnahme der Handwerkskammern, werden verboten.

1956
In Berlin wird die erste Produktionsgenossenschaft des Handwerks (PGH) gegründet. Sie heisst die „Produktionsgenossenschaft Putzteufel“.

1958
Das Gebäudereiniger-Handwerk verliert seinen Status als Vollhandwerk. Dadurch werden die Betriebe von der Handwerksrolle in die Gewerberolle umgeschrieben.

1962–1990
Das Dienstleistungskombinat (Volkseigener Betrieb), das den größten Teil der Gebäudereinigung in der DDR ausführt, wird gegründet. Bis zum Fall der Mauer hat die Gebäudereinigung in der DDR für das private Unternehmertum nur noch eine sehr untergeordnete Bedeutung. Insgesamt wird das Glas- und Gebäudereinigerhandwerk stark vernachlässigt und hat ein niedriges soziales Prestige.

Entwicklung in Westdeutschland …

1946
In der Zeit der Spaltung in die amerikanische, französische und britische Besatzungszone beginnt der Wiederaufbau der Handwerke in Westdeutschland, darunter auch das der Gebäudereiniger.

1950
Gründung des Zentralinnungsverbandes des Glas- und Gebäudereiniger-Gewerbe.

1953
Das Gesetz zur Ordnung des Handwerks bestätigt die Gebäudereinigung als Handwerk. Der Zentralinnungsverband wird in Berufsinnungsverband des Gebäudereiniger Handwerkes umbenannt.

1973
Für das Gebäudereinigerhandwerk entsteht eine neue Berufsbildungsverordnung, durch die die Ausbildungszeit auf 2,5 Jahre verkürzt wird.

1988
Die Gebäudereinigermeisterverordnung wird erlassen, die das Berufsbild sowie die Prüfungsanforderungen im theoretischen und praktischen Teil der Meisterprüfung für das Gebäudereinigerhandwerk regelt.

Entwicklung seit der Wiedervereinigung …

1990
Mit der Wiedervereinigung von Ost- und Westdeutschland am 3.Oktober, werden die ersten Innungen in den neuen Bundesländern gegründet.

1999
Am 01. September wird die alte Berufsbildungsverordnung von 1973 ersetzt. Die Ausbildungszeit verlängert sich wieder auf 3 Jahre.

2004
Im Januar wird das Gebäudereinigerhandwerk als 33. Handwerk in die neue „Anlage B1“ der zulassungsfreien Handwerke der neuen Handwerksverordnung eingeführt. Damit entfällt die Meisterpflicht. Direkte Folge ist eine Zunahme der Anzahl der Betriebe innerhalb von vier Jahren von knapp 6.900 (2003) auf gut 28.000 (2007). Dies entspricht einer Vervierfachung der Unternehmen währenddessen die Anzahl der Reinigungskräfte in dieser Zeit sogar leicht sinkt.

2007
Am 09. März beschließt der Deutsche Bundestag, dass die Gebäudereinigerbranche, mit in die Bestimmungen des Arbeitnehmergesetzes aufgenommen wird. Hiermit haben rund 848.000 gewerbliche Arbeitnehmer Anspruch auf einen tariflichen Mindestlohn.

November 2017
Am 10.11.2017 einigten sich die beiden Tarifparteien Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt (IG BAU) und der Bundesinnungsverband des Gebäudereiniger-Handwerks (BIV) darauf, dass es erstmals zum 01.12.2020 zur vollständigen Angleichung der Löhne in Ost und West kommt. Siehe hierzu auch: tarifabschluss-im-gebaeudereiniger-handwerk-bringt-lohnangleichung-ostwest